11 Fragen an Rüdiger Beckmann

1. Wer bist du?

Ich bin jetzt 41 Jahre alt und arbeite seit 1991 in der Grafik und Werbung in Hamburg.

2. Warum fotografierst du?

Der Grund für meine Bilder ist das Leben (tut mir leid, wenn das wie eine HCB-Floskel klingt). Eine Person mit ihren Gefühlen, ihrer Stärke und ihren Schwächen festzuhalten, mit dem Bewusstsein von ihrem Platz in der Welt, und später einmal zu bemerken, wie sie sich unaufhörlich verändert hat, je nachdem, was ihr inzwischen passiert ist, das bleibt immer spannend.

3. Wer oder was inspiriert dich?

Mich inspirieren Begegnungen. Die Geschichten, die wir uns erzählen, während wir uns bei einer Session langsam kennenlernen. Geschichten über die Angst und die Vorbehalte, die jeder mit sich selbst hat. Und das dabei entstehende Vertrauen, das dann ganz langsam möglich macht, unser merkwürdiges Selbstbild zu renovieren.

4. Was hast du als letztes fotografiert?

Eine Frau auf dem Sofa in meiner Küche. So wie fast immer, wenn wir nicht in die Dusche oder aufs Dach gehen …

5. Fotograf(en) den/die du gut findest? Warum?

Ich mag gefühlsbetonte malerische Fotografen. Viele von denen kommen aus Osteuropa.

6. Hobby zum Beruf machen. Dein Traum?

Ganz sicher nicht. Wenn ich im Auftrag fotografiere, ist es schwierig, selbst wenn es um künstlerische Fotografie geht, ein Albumcover oder ein Künstlerportrait. Ich möchte in meinen Bildern die Freiheit bewahren, dass wir auf einer Reise Ziele entdecken können, die wir vorher gar nicht so klar vor Augen hatten. Kolumbus ist da quasi mein Vorbild, der wollte ja eigentlich nur nach Indien.

7. Available Light oder künstliches Licht setzen?

Wenn irgend möglich: Available Light. Als künstliches Licht benutze ich Lichtquellen, die im Raum vorhanden sind, oder simple Leuchten. Lichtformer und anderes ausgefuchstes Studio-Equipment ist nicht erwünscht.

8. Dein Equipment (Foto, Hardware, Software)?

Analoges Mittelformat: Pentacon Six, Kiev Six, Kowa Six, Mamiya 645.
Analoges Kleinbild: Nikon FM, FE.
Analoge Toycams: Diana, Pouva, Lomo Lubitel, Actionsampler, Chupachup Lollicam, Käptn Blaubeer 3D-Kamera.

Ich entwickle S/W und Farbe C41 selbst, alle Diafilme werden gecrosst. Ich scanne die Bilder und bearbeite danach nur noch minimal. Die Farben entstehen beim chemischen Prozess oder beim Einmessen, das ich eher nach Lust und Laune vornehme und weniger nach Farbtreue.

9. Wie häufig in der Woche/im Monat fotografierst du?

Bisher etwa 2 bis 4 mal die Woche. Aber seit Veröffentlichung meines
Buches lege ich aus finanziellen Gründen gerade eine längere Pause ein.

10. Wo siehst du dich in einem Jahr?

Genau da, wo ich jetzt bin, falls unser Haus den Abriss des
Nachbargebäudes überlebt.
Es ist immer noch schön hier auf St. Pauli, auch wenn die
Juppifizierung uns gerade ein nagelneues siebenstöckiges Bürogebäude
vor die Nase baut.

11. Welchen Tipp oder Ratschlag würdest du einem Einsteiger mit auf den Weg geben?

Lass dich durch die ganze mediale Bilderflut nicht davon abbringen,
deine eigene Sprache zu finden.
Der Gedanke, dass man alles kennen und wissen muss, um einen eigenen
Ansatz zu finden, halte ich für einen Trugschluss.
Schotte dich im Zweifelsfall von äußeren Einflüssen ab.

Rüdiger Beckmann im Netz:

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