iPhoneography?

iPhoneography, iPhoneography, iPhoneography, iPhoneography, iPhoneography, iPhoneography, das Wort wird auch nicht besser wenn man es öfter sagt. Wieso muss es dafür überhaupt ein extra Wort geben?

Sind Fotos, die mit dem iPhone gemacht wurden nicht auch ganz normale Fotos? Wir sprechen schliesslich auch nicht von Canonography oder Nikonography oder Leicaography. Und doch haben wir das Gefühl iPhonefotos sind irgendwie was anderes. Eigentlich doch total bescheuert. Liegt es daran, dass die Qualität vermeintlich schlechter ist als die von anderen Kameras? Das Argument zog vielleicht noch vor ein paar Jahren, spätestens jedoch seit dem iPhone 4 haben viele Kompaktkameras das Nachsehen. Liegt es daran dass es immer parat ist und man dadurch gar nicht so wirklich das Gefühl hat es ist eine vollwertige Kamera? Ist es denn eine vollwertige Kamera? Darüber lässt sich sicher diskutieren. Ich jedenfalls habe für mich schon vor einer ganzen Weile das iPhone als Kamera definiert.

Um das ganze auf das nächste Level zu bringen war ich an einem der vergangenen Wochenenden dann mal ausschliesslich mit dem iPhone auf Fototour. Die X100 hatte ich nur als Backup dabei falls es total blöd läuft oder mich der Akku deutlich früher im Stich lässt als ich einplante. Beides trat allerdings nicht ein und so konnte ich das iPhone mal wirklich nicht nur nebenbei als Kamera testen sondern auch probieren wie es sich schlägt wenn das seine Hauptaufgabe ist. Und ich muss sagen, es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und es entstanden tolle Fotos, die andernfalls nur schwer möglich gewesen wäre.

Das iPhone oder auch jedes andere Smartphone ist bedingt durch seine Größe, Aussehen und sonstige Funktion so unauffällig dass mich quasi niemand auf der Straße wahrgenommen hat — oder falls doch, wurde ich nicht als Fotograf identifiziert. Es war wirklich beeindruckend wie nah ich den Menschen kommen konnte ohne dass sie sich von mir haben beeinflussen lassen. Das hat dazu geführt dass ich ohne Probleme echte Momente habe fotografieren können.

Mit etwas Ãœbung kann man sogar mit dem iPhone fotografieren ohne wirklich auf das Display gucken zu müssen. Man trifft den Auslöseknopf auch so ganz gut.
Was einige vielleicht nicht wissen ist, dass das iPhone erst auslöst wenn man den Finger wieder vom Auslöseknopf herunter nimmt. Das heißt dass man vorfokussieren kann, das iPhone irgendwo hin hält und dann ohne hinzuschauen einfach im richtigen Moment den Finger vom Display nimmt. Auch das klappt hin und wieder ganz gut, ist meist aber gar nicht notwendig.

Eine zeitlang lief ich mit Kaffee in der einen Hand und iPhone in der anderen herum. Damit schien ich nicht nur mit meinem Handy beschäftigt sondern auch noch mit dem Kaffee und ich wurde sozusagen noch unsichtbarer. Es ist wirklich verrückt.

Und trotzdem muss man sagen bei aller Unsichtbarkeit, die Menschen sind gar nicht so furchtbar und man muss sich nicht immer total verstecken. Es ist auch okay sich offensichtlich hinzustellen und ein Foto zu machen. Oftmals wird nicht mal das wahrgenommen und falls doch trotzdem nicht weiter beachtet. Das gilt für normale Kameras, aber noch mehr für ein Handy.

Alles in allem hatte ich wirklich unglaublich viel Spaß und es war eine tolle Erfahrung. Mich allerdings nur dem iPhone verschreiben, wie es der Kollege Gommel für ein Jahr tut, möchte ich auch nicht. Es ist zwar ohne Frage Fotografie, aber trotzdem ist es ein anderes Gefühl eine traditionellere Art der Kamera in der Hand zu haben und durch einen Sucher schauen zu können. Ganz abgesehen davon dass die Bildqualität einer X100 oder 5D einfach doch deutlich besser ist als die des iPhones.

Das Fotografieren mit einem so kleinen Gerät, was man auch für so viele andere Tätigkeiten nutzt, fühlt sich einfach weniger nach ernsthafter Fotografie und mehr nach Schnappschuss an — auch wenn das die Ergebnisse vielleicht überhaupt nicht wider spiegeln.

Das iPhone hat für mich also klare Vorteile, vor allem in der Fotografie auf der Straße, aber auch klare Nachteile gegenüber anderen Kameras.

Am Ende bin ich jedenfalls froh eine so leistungsstarke Kamera in jeder Minute griffbereit in der Hosentasche zu haben. Von den schnellen Bildbearbeitungs- und Sharingmöglichkeiten mal ganz abgesehen.