Durch den Pool der visuelleGedanken Flickr Gruppe stolperte ich in letzte Zeit immer und immer wieder über die Portraits von Markus Schwarze.
Dann schaute ich mal genauer nach wer Markus ist und was er da macht. Es stellte sich heraus, dass Markus ein Fotoprojekt am Laufen hat, bei dem er jeden Tag ein Foto macht. Kurzerhand schrieb ich ihn an und fragte ihn ob er Lust hätte ein wenig über das Projekt zu sprechen. Ich stellte ihm ein paar Fragen, die ihr nun hier lesen könnt. Viel Spaß damit!
Martin Wolf: Hallo Markus, stell dich doch meinen Lesern erstmal kurz vor.
Markus Schwarze: Hallo Martin, erst einmal vielen Dank für die Einladung. So nun will ich mich mal vorstellen. Meine Name ist, wie schon geschrieben, Markus Schwarze. Ich bin mittlerweile 31 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Töchter (5 und 7 Jahre). Hauptberuflich arbeite ich als Teamleiter (Softwareentwicklung) in einer großen Werbeagentur und kümmere mich dort um die Entwicklung von Projekten wie z.B. Onlinekonfiguratoren, Online-plattformen. Das arbeiten bringt mir dort sehr viel Spaß, hat aber auch eine Kehrseite. Ich bin ein Mensch der gerne sieht was er gemacht hat, Â was in meiner normalen Tätigkeit als Softwareentwickler nicht immer möglich ist. Zur Fotografie kam ich mit etwa 12 Jahren, als ich das erste mal die Kamera von meinem Vater (Canon AT-1) in der Hand hatte. Ich sollte ein Foto von meinem Vater und meiner Mutter machen. Der Urlaub war für mein Vater gegessen, da ich die restlichen 2 1/2 Wochen mit der Kamera rumhantiert habe. Leider hat sich das nach dem Urlaub, als wir die Bilder vom Entwickler abgeholt haben, als Fehler herausgestellt – es waren nicht viele Bilder dabei die „fürs Familienalbum“ taugten. Das sollte sich aber schnell ändern. Mein Vater hat mir die Kamera überlassen und sich selber eine neue (keine Ahnung mehr welche) gekauft.
Was ich als sehr hilfreich fand, war das mir mein Vater ein Objektiv gekauft hat – eine 50mm Festbrennweite. Ich habe bis vor 2 Jahren immer noch Analog fotografiert, nicht weil ich ein Gegner von Digitalem-Zeug bin, sondern weil ich Angst hatte, das die gemachten Bilder auf der Festplatte verschwinden. Für mich ist die Fotografie eine art Dokumentation. Ob diese nun „künstlich“ (Fineart, bzw. viel EBV) oder wirklich realistisch ist, spielt dabei für mich keine Rolle. Ich bin nun vor 2 Jahren auf eine Digitale Spiegelreflex umgestiegen – die Canon EOS 450D. Die Kamera ist wirklich nicht schlecht. Ich habe jedoch relativ schnell (2 Monate) gemerkt, das die 450D nicht reicht. Ich habe mich relativ schnell für die Vollformatkamera EOS 5D entschieden. Diese Kamera bietet einfach alles, was ich zum fotografieren brauche – nicht mehr und nicht weniger.
MW: Wie kam es zu deinem Fotoprojekt „Picture of the Day“ und was erhoffst du dir selbst davon?
MS: Ich habe mir letztes Jahr, Mitte Dezember, überlegt was ich mir fotografisch gesehen vom nächsten Jahr erhoffe. Natürlich sollen die Themen wie: Hochzeitsreportage, Portraits-shootings und Baby-, Kinder-, und Familienshootings ausgebaut werden. Da kam die Idee quasi von meiner Frau. Die meinte: „Mach doch jeden Tag ein Foto“. Somit war die Grundidee da. Ich habe mir also vorgenommen jeden Tag ein Foto zu machen, dieses zu bearbeiten und in einem Blog zu veröffentlichen. Nach ein paar Tagen, fand ich das aber schon wieder langweilig, einfach Fotos zu machen. Ich habe dann Anfang des Jahres angefangen, fremde Leute auf der Straße anzusprechen. Ich habe diesen Leuten recht schnell erklärt wofür ich gerne ein Portraitfoto haben möchte. Der Grund für diese „Eile“ war, das die Personen sich nicht so schnell an die neue Situation gewöhnen sollen, sodass ein relativ spontanes Portrait zu Stande kommt. Es bringt einfach unheimlich viel Spaß mit den Leuten nach dem Foto ins Gespräch zu kommen, bzw. sind auch schon zwei Folgeaufträge daraus resultiert. Ich erhoffe mich ein Buch daraus zu machen, welches ein schönes Abbild unterschiedlichster Menschen ist.
MW: Mir ist aufgefallen, dass du eigentlich ausschliesslich fremde Personen fotografierst. Fällt es dir leicht fremde Menschen anzusprechen und sie um ein Foto zu bitten? Wie genau gehst du das an und hast du ein paar Tipps für jemanden, der so was noch nie gemacht hat?
MS: Ich bin der Meinung, wenn man freundlich bittet, kann einem nicht viel passieren. Die Menschen reagieren im Schnitt sehr freundlich auf meine Anfragen. Natürlich sollte man sich nicht gerade Leute heraussuchen, bei denen man schon von weiten merkt, das diese keine Zeit haben oder total genervt sind. Was ich bemerkt habe ist, das die deutschen sich „angegriffen“ bzw. unwohl fühlen wenn sie von fremden angesprochen werden. Mein Tipp ist, sich ein wenig Abseits die Leute „heraus zu suchen“.
MW: Die Portraits haben allesamt ein sehr schönes Bokeh und sind an den richtigen Stellen knackig scharf. Welches Equipment nutz du und/oder gibt es sonst noch einen Trick oder Tipp?
MS: Ich verwende die EOS 5D mit folgendes Objektiven. Canon 35mm f/2.0, Sigma 50mm f/1.4 und das Canon 135mm L USM f/2. Ich wechsel zwischen jeden Objektiven, da alle eine andere Bildwirkung erzielen.
MW: Welche Software (Lightroom, Photoshop, Aperture?) und Hardware (Mac oder PC? Monitor?) nutzt du zur Nachbearbeitung?
MS: Mein Workflow sieht folgendermaßen aus. Ich kopiere die RAWs von der Speicherkarte auf meine externe Festplatte. Von dort importiere ich die Bilder in den Lightroom Katalog. In Lightroom werden die RAWs „vorentwickelt“. D.h. Weißablgeich, Färbung, Schnitt. Das RAW wird dann als TIFF exportiert und in Photoshop weiterbearbeitet. In Photoshop, werden dann die persönlichen Merkmale (Bart, Augen, Haare, etc.) etwas herausgearbeitet. Es wird das Histogramm per Tonwertkorrektur angepasst. Das was eigentlich alles. Ich arbeite auf einem PC mit einem 24″ Monitor. Es könnte besser sein, aber es reicht.
MW: Wie schaffst du es wirklich jeden Tag die Zeit zu finden Fotos zu machen und die auch noch zu bearbeiten? Bist du ein Organisationstalent oder kannst du dir auch einfach mal mitten am Tag ein paar Stunden frei nehmen?
MS: Ja das frage ich mich auch. Ich mache das Foto in der Woche entweder auf dem Weg zur arbeit, in der Mittagspause, oder nach der Arbeit. Das kann von 5 Minuten bis 60 Minuten dauern. Die Nachbearbeitung dauert ca. 30 Minuten pro Bild.
MW: Welchen Rat würdest du einem ambitionierten Hobbyfotografen mit auf den Weg geben?
MS: Wenn Ihr wirklich fremde Leute fotografieren wollt, seid einfach freundlich und vergesst die Wörter „bitte“ und „danke“ nicht. Was wirklich hilft ist eine Visitenkarten, die Ihr den Leuten geben könnt. So kann das „Hi-res“ Bild dann per Mail an die Personen weitergegeben werden.
MW: Vielen Dank, dass du dir Zeit genommen hast die Fragen zu beantworten. Ich wünsche Dir weiterhin viel Erfolg mit dem Projekt und die Kraft es bis zum Ende durch zu ziehen.
MS: Ja auch Dir vielen Dank. Es ist schon super, wenn man merkt, dass das eigene Projekt von vielen Leuten beobachtet wird, so gibt das natürlich zusätzliche Motivation weiterzumachen. Viele Grüße Markus