Gastartikel: Ausbildung als Fotograf?

michael-41Das ist ein Gastartikel von Michael Kirchner, Fotograf aus Heidelberg der ein Fotostudio in Mannheim führt. Dort macht er Werbe- und Peoplefotos für Firmen, sowie Beauty- und Aktfotos für Privatpersonen.

Seit der Änderung der Handwerksordnung im Jahr 2004 ist der Fotograf ein sogenannter zulassungsfreier Beruf, man muss also keine Ausbildung vorweisen, um als Fotograf arbeiten zu können.

Daher stellt sich häufig die Frage, ob eine Fotografenausbildung heutzutage immer noch sinnvoll ist, oder ob sich der junge Mensch die erforderlichen Fähigkeiten nicht lieber selber beibringen sollte.

Auf der einen Seite ist zu sagen, dass man während einer Fotografenausbildung erheblich mehr lernt, als zu fotografieren. Der Fotografenberuf beinhaltet nur zu einem geringen Teil das Fotografieren selber. Darüber hinaus muss man sich mit Kundenakquise, Werbung, Buchführung, Organisation und vielen weiteren Dingen beschäftigen.

Wie wird ein Fotostudio geführt? Wie kommt man an Kunden? Wie geht man mit Kunden um? All diese Dinge kann man auf verschiedene Weise lernen. Als junger Mensch nach der Schule eine Ausbildung als Fotograf anzufangen, kann ein guter Weg sein, sofern man in einen guten Betrieb kommt, in dem man von seinem Ausbilder die Fertigkeiten lernt, die man braucht, wenn man sich später selbständig machen möchte oder als Fotograf in einem Betrieb arbeiten möchte. Daher ist es wichtig, wie der Ausbildungsbetrieb geführt wird und ob man den Eindruck hat, das man sich dort wirklich um die Auszubildenden kümmert.

Es kommt aber auch vor, dass Auszubildende nur Aushilfstätigkeiten ausführen dürfen (Bilder retuschieren etc.) und die eigentliche Ausbildung zu kurz kommt. Daher ist es eine gute Idee, mit ehemaligen Auszubildenden des Betriebs zu sprechen und sich ihre Erfahrungen anzuhören.

Ein Quereinsteiger, der bereits eine Berufsausbildung besitzt, wird von einer Ausbildung als Fotograf eher Abstand nehmen, selbst wenn er als Fotograf arbeiten möchte. Die grundlegenden Regeln des Berufslebens bzw. der Selbständigkeit wird man idealerweise bereits mitbringen und die fotografischen Fähigkeiten werden auch bereits vorhanden sein bzw. können anderweitig erworben werden. Daher bringt eine zusätzliche Berufsausbildung keinen weiteren Mehrwert.

Wem sollte man jetzt also zu einer Berufsausbildung als Fotograf raten?

Nach Abschluss der Schule braucht man eine Berufsausbildung, selbst wenn man rein rechtlich auch ohne Ausbildung als Fotograf arbeiten könnte. Daher führt an einer soliden Ausbildung bzw. einem Studium kein Weg vorbei.

Trotzdem wird man vielen jungen Leuten eher davon abraten, Fotograf als Berufsweg einzuschlagen. Der Konkurrenzdruck ist extrem hoch, das merkt man spätestens dann, wenn man vergeblich nach einem Ausbildungsplatz sucht. Aber selbst wenn das geschafft ist, sieht man sich als ausgebildeter Fotograf einem sich ständig verändernden Markt gegenüber, der bereits heute bei weitem nicht allen Fotografen ein verlässliches Einkommen garantiert. Nur wenn man deutlich besser als der Durchschnitt ist, hat man überhaupt eine Chance.