Heute morgen war ich beim Bäcker. Mit einem Schwall von Menschen aus der ankommenden U-Bahn kam ich als erstes in den Laden und war dran. Ich konnte mich auf dem Weg noch nicht so richtig entscheiden, was ich denn eigentlich frühstücken wollte. Und dann stand ich vor dieser riesigen Auswahl und musste mich entscheiden, und das möglichst schnell, weil die Leute hinter mir schon drängelten. Blöd.
Ich hasse diese, für mich oft viel zu große Auswahl. Dieses Ãœberangebot was einen vor die Qual der Wahl stellt. Muffins, Franzbrötchen, Franzbrötchen mit Schoko, Franzbrötchen mit Pistazie, Käsebrötchen, Rosinenbrötchen, Zimtschnecken, Kornecke mit Frischkäse und Pute, Schnitzelbrötchen, Vollkornschnitzelbrötchen, Bagel mit Tomaten, Bagel mit Käse, Croissant, Käse-Schinken-Croissant, Schokobrötchen, und und und. Das macht mich fertig.
Als ich dann mit zweierlei Sachen wieder vor der Tür stand fiel mir auf, dass mir nicht nur das Angebot des Bäckers zu schaffen macht, sondern ich auch in viele anderen Bereichen des Lebens die zu große Wahl nicht mag.
Früher bei Computer-Rollenspielen machte mich das schon verrückt. Tausende Möglichkeiten Fähigkeiten in einem Fähigkeitenbaum zu kombinieren, Millionen Ausrüstungsgegenstände und Tränke. Ständig war man nur am Vergleichen, Austauschen, Kaufen und Verkaufen. Dabei wollte ich doch nur die Story genießen und Monster prügeln.
Im Fotobereich bin ich meiner Linie da bisher recht treu geblieben und besitze nur zwei Objektive und einen Blitz. Es ist unglaublich was man damit alles machen kann. Diese Einstellung ist wohl auch ein Grund weshalb ich so gerne eine Leica M9 hätte. Da bezahlt der Fotograf Geld dafür, weniger Einstellungen und Möglichkeiten zu haben. Es geht um die Reduzierung auf’s Wesentliche.
Mir geht das auch mit Software so. Ich mag Apps, die möglichst wenige Einstellungesmöglichkeiten haben und von vornherein durchdacht sind, so dass ich das Programm nicht erst stundenlang einstellen muss. Klar, so kann jeder User die Software auf seine eigenen Gewohnheiten anpassen. Aber was, wenn man gar nicht so genau weiß, welche Gewohnheiten man hat, sondern sich diese einfach mit der genutzten App entwickeln. Der Mensch ist halt ein Gewöhnungstier und mich schreckt es eher ab, wenn ich auf Screenshots schon tausende Einstellunspanels sehe, als wenn ich sehe, dass man nicht viel einstellen kann, oder vielmehr, man nicht viel einstellen muss. Ich finde es gut, wenn mir Entscheidungen abgenommen werden und ich mich auf wichtigeres konzentrieren kann.
Ich bin aber auch generell nicht so gut darin Entscheidungen zu treffen und je länger ich über etwas nachdenke um so schwerer fällt es mir am Ende. Ich habe dann schon jegliche Seiten mit Pro und Kontra abgewogen, was mir aber selten hilft und für eine Gefühlsentscheidung, die meist die richtige ist, ist schon zu spät. Aber ich drifte ab, das ist ein ganz anderes Thema.
Ich mag jedenfalls diese Ãœberauswahl unserer, Achtung Buzzword, Konsumgesellschaft nicht. Ich möchte mich lieber wieder mehr auf Qualität statt Quantität konzentrieren, auch wenn das nicht immer leicht fällt.
Es geht mir dabei auch nicht darum möglichst minimalistisch zu arbeiten oder zu leben. Es geht viel mehr darum nur das zu haben und zu nutzen, was notwendig ist. Nicht „Minimalism“, sondern „Simplicity“ ist das richtige Wort. Simpel und einfach möchte ich es haben. Aus das wirklich wichtige reduziert ohne zu viel Brimborium drumherum, was doch nur vom Eigentlichen ablenkt.
Dinge sollen funktionieren und mich unterstützen, ich möchte nicht lange konfigurieren oder darüber nachdenken, wie etwas zu nutzen ist oder ob ich jetzt vielleicht doch lieber Einstellung A statt Einstellung B benutze.
Gutes Beispiel: Es gibt Firefoxerweiterungen, die es ermöglichen einzustellen wo sich ein neuer Tab öffnen soll. Rechts neben dem Aktiven, links dem Aktiven, am Ende der Tableiste oder vielleicht doch lieber am Anfang der Tableiste? Ich weiß nicht was ich am Liebsten mag. Als ich vor einer Weile von Chrome wieder auf Firefox zurück wechselte und Einstellungen vornehmen wollte, wusste ich nicht, was ich lieber mag. Also schaute ich, wie es der Chrome handhabt und stellte es auch so im Firefox ein.
Wie immer gibt es natürlich auch eine Kehrseite der Medaille. Hin und wieder bin ich froh etwas nach meinen Wünschen anpassen zu können und nicht an die Voreinstellungen jemand anderes gebunden zu sein.
Wie immer gilt, das gesunde Mittelmaß zu finden und nicht in eines der Extreme abzurutschen.
(Das war teilweise etwas durcheinander, aber ich hoffe ihr versteht auf was ich hinaus will.)