Gasteintrag von Melanie Joos: Wie fühlt sich das denn so an, wenn man Bilder ausstellt?

Martin fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, einen Gastbeitrag bei ihm zu veröffentlichen. Lust ja, aber zu welchem Thema? Zu Ausstellungen könnte ich was sagen. Und nach einigem Hin und Her wurde daraus: Wie fühlt sich das denn so an, wenn man Bilder ausstellt?

Ich bin in einem gemeinnützigen Fotoverein in Karlsruhe. Das ist ein ziemlich junger Verein der richtig gute Sachen macht. Deshalb bin ich Mitglied.
Im vergangenen Jahr wurde zum ersten Mal die so genannte Fotowoche organisiert. Alle Mitglieder hatten die Möglichkeit eine Auswahl ihrer Arbeiten in den Vereinsräumlichkeiten zu präsentieren. Eine Woche lang. Da in dieser Woche täglich auch noch Programm statt fand, war abzusehen, dass viele unterschiedliche Besucher kommen würden.

Auch ich hatte in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, Bilder zu präsentieren. Die Auswahl war jedoch eine Herausforderung. Zunächst dachte ich, dass ich nichts finden würde, was ich zeigen möchte, wurde dann aber doch fündig. Es waren vielleicht nicht meine besten Bilder, aber es wurden die, die mir persönlich am wichtigsten waren, hinter denen ich stand. Auf die ich in gewisser Weise stolz war.

Fünf Bilder sind es geworden, die gedruckt, geklebt (Passepartout) und gerahmt werden mussten. Dinge, mit denen ich mich zuvor nie beschäftigte. Ich war froh, Ansprechpartner im Verein zu haben, die mir dabei halfen und die wichtigsten Fragen beantworteten. Dadurch blieb mir eine Menge Ärger und Nerverei erspart.

Viele druckten ihre Bilder nun auf Fineart-Papier. Hahnemühle. Baryt. Das musste es für mich nicht sein. Ich war nicht bestrebt, unbedingt eines der Bilder zu verkaufen, ich wollte sie einfach nur zeigen und es war in Ordnung für mich, die Bilder bei Saal auf gutem Fotopapier zu drucken. Immerhin musste es auch schnell gehen.

Die Passepartouts ließ ich bei Aab anfertigen. Von dort kommen auch die Rahmen, die bei uns im Studio liegen. Die arbeiten fix und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist sehr gut.
Ein paar Tage vor der Vernissage verbrachte ich den Abend im Studio und klebte die Fotos in das Passepartout und legte beides zusammen in die Rahmen. Damit war ich fertig. Beim Hängen der Bilder war ich leider nicht dabei, kann dazu also erst einmal nichts sagen.

Dann kam der Abend der Vernissage. Viele Leute waren anwesend. Freunde. Bekannte. Vereinsmitglieder. Der Chefredakteur der PHOTOGRAPHIE, Presse. Aufregend.

Es war ein seltsames Gefühl, zu sehen, wie fremde Menschen vor meinen Bildern stehen und darüber diskutieren. Wie sie ihre eigenen Interpretationen äußern, Aussagen in dem Bild vermuten. Ihre unterschiedlichen Reaktionen waren spannend. Es gab Leute, die nur kurz verweilten und dann weiterliefen, andere blieben lange davor stehen, sahen sich jedes Detail genau an. Dachten darüber nach.
Wieder andere suchten mich. Wollten wissen, wer die Bilder gemacht hat und wollten mit mir persönlich darüber sprechen. Auch die Gespräche waren dann unterschiedlich. Manche stellten technische Fragen. Wo wurde das Bild aufgenommen, zu welcher Zeit mit welchem Licht? Wie sah die Bildbearbeitung aus? Andere wollten wissen, was ich aussagen wollte, welche Bedeutung für mich in den Bildern steckt.

Ich führte an diesem Abend und auch in den darauffolgenden Tagen viele interessante Gespräche mit den unterschiedlichsten Leuten.

Ich konnte Dinge live beobachten, die im Internet hinter den Kulissen passieren und die ich dort nie so direkt mitbekommen kann. Einfach mal Mäuschen spielen und lauschen, was Menschen, die nicht meine Freunde sind und keinen blassen Schimmer haben, wer ich bin, zu meinen Bildern zu sagen haben. Sei es ein Zerriss oder ein ehrliches Lob.

Diese Erfahrung war eine, die ich nicht mehr missen möchte. In wenigen Tagen ist es wieder so weit. Die zweite Fotowoche wird vom 14. bis 21. Mai stattfinden und ich werde auch diesmal Bilder zeigen.
Das Schöne: Eine Woche darauf habe ich wieder die Möglichkeit, Bilder zu zeigen. Diese werden vom 25.05. bis 11.06. im pinkoko in Karlsruhe und im Max Lui zu sehen sein. Falls jemand vorbeischauen möchte.

Ich bin sehr gespannt auf die Reaktionen der Menschen und das Feedback, das sie mir hoffentlich geben werden.