Im Gespräch mit Streetfotograf Siegfried Hansen

Hey Siegfried, ich kenne deine Fotos aus dem Buch „Street Photography Now„. Für die Leser, die dich noch nicht kennen, wie würdest du dich in drei Sätzen vorstellen?

Hallo Martin, als typischer Norddeutscher bewege ich mich viel an der frischen Luft.
Ich gehe gerne in die Stadt um Menschen und Szenen zu beobachten und hoffe, dass sich eine Situation ergibt, die mein Empfinden für Harmonie und Grafik entspricht.
Ich freue mich, wenn ich Situationen oder Ereignisse sehe, die in ihrer einfachen Schönheit mich sehr faszinieren; diese aussergewöhnlichen Momente sind es, die mich immer wieder beeindrucken.

Du sprichst es schon an, du gehst gerne in der Stadt fotografieren. Die „Streetfotografie“ erlebt ja derzeit einen großen Hype, gleichzeitig können viele nichts mit diesem Genre anfangen oder verstehen es falsch. Fotografen sowie Betrachter. Was ist für dich „Streetfotografie“?

Die Frage ist mit Sicherheit nicht allgemeingültig zu beantworten. Vor 2 Jahren hätte ich als Antwort gesagt, Streetfotografie ist das Top-Einzelbild ungestellt im öffentlichen Raum fotografiert. Aber wie man im Buch „Street Photography Now “ gut sehen kann, ist der Bereich sehr weit gefächert und geht in die Reportage genauso rein wie in die Dokumentation oder in die Konzeptfotografie.
Deshalb sehe ich den Begriff „Streetfotografie“ als Genrebezeichnung der mehrere Stile und Richtungen beinhaltet.

Die Breite Fächerung wurde mir persönlich auch erst in „Street Photography Now“ so richtig bewusst. In Deutschland ist die Rechtslage im Bezug auf Fotos in der Öffentlichkeit ja für „Streetfotografen“ nicht so wirklich günstig. Wie handhabst du das? Gehst du vor oder nach dem Aufnehmen des Bildes auf die Leute zu und fragst um Erlaubnis, versuchst du generell zu vermeiden dass man die Leute erkennen kann oder lebst du einfach mit dem Risiko, dass sich mal jemand auf einem deiner Bilder wieder finden könnte?

Ja, ein interessanter Punkt! Da ich sehr viel grafisch und abstrakt fotografiere, habe ich diesen Punkt ziemlich elegant für mich gelöst.
Gesichter und Personen sind bei mir meistens nur im Ansatz oder schemenhaft zu erkennen, d.h. ich sehe den Raum und benutzte die Personen nur als Statisten die wie auf einer Bühne ihre Positionen einnehmen. Wer sich auf die Streetfotografie einlässt entwickelt meistens ein gutes Gespür dafür was man veröffentlichen kann und was nicht.

Verdienst du deinen Lebensunterhalt mit „Streetfotografie“ (Bücher, Ausstellung, Verkauf von Bildern, etc.) oder ist es nur eine Leidenschaft am Rande?

Nein, die Streetfotografie ist nur eine Leidenschaft und Hobby.

Wenn du auf der Straße unterwegs bist, welches Equipment nutzt du?

Zur Zeit fotografiere ich nur mit der Fuji x100.

Oh, cool, mit der bin ich zur Zeit auch immer unterwegs. Was gefällt dir an der Kamera besonders gut? Hast du Interesse an der X-Pro 1?

Ich habe die x100 seit einem Jahr, die gefällt mir sehr gut. Die Kamera ist klein, handlich ,leise und unauffällig. Die X-Pro 1 werde ich natürlich ausprobieren.
Ich hoffe die haben den Autofokus ein bisschen verbessert. Ansonsten ist es egal, da ich zur Zeit sowieso meistens manuell fokussiere.

Hast du Vorbilder oder Fotografen, die dich in deiner Arbeit inspirieren?

Vorbilder im eigentlichen Sinne habe ich in der Fotografie nicht, aber es gibt sehr viele Inspirationen, die ich von verschiedenen Fotografen und deren Bildern bekommen habe. In den ersten Jahren waren das die Fotografen Andre Kertesz und Henri Cartier-Bresson, danach Ernst Haas und Ray K. Metzker.

Welchen Tipp würdest du einem angehenden (Street-)Fotografen mit auf den Weg geben?

Ich rate eigentlich dazu sich bei den Fotografen, die man mag und dessen Fotostil man bevorzugt, die bekannten Bilder genau anzuschauen und sich zu überlegen, warum diese so wirken und so gut funktionieren.
Vom Bildaufbau zur Grafik bis zum eigentlichen Motiv. Dann sollte man versuchen sich einige Zeit mit diesen Mechanismen zu beschäftigen und diese auszuprobieren und umzusetzen um später daraus seine eigene Stilrichtung und Bildsprache zu entwickeln.
Das ist ein Entwicklungsprozess der Jahre dauert, das geht nicht innerhalb von Monaten.
Außerdem rate ich dazu auch die vermeintlich einfachen Sachen zu fotografieren um beim Herumlaufen immer in Bereitschaft zu sein, wenn ein gutes Motiv plötzlich erscheint. Denn wenn man erst bei guten Situationen anfängt die Kamera einzustellen und auszupacken ist die Möglichkeit eines guten Bildes vorbei. Also hohe Konzentration auf das komplette Umfeld und die Kamera immer „schussbereit“!

Super, vielen Dank für deine Zeit Siegfried. Zum Abschluss noch: Wo können dich die Leser finden? Webseite, Blog, Flickr?

siegfried-hansen.de
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