Ãœber Web-Editoren

Jeder Webentwickler hat ja so seine Lieblingsapps, die er meist bis aufs Messer verteidigt, wenn er erstmal den richtigen Arbeitsbegleiter gefunden hat. Und es ist ja auch wirklich so, dass ein Editor ein Werkzeug ist mit dem wir Tag ein, Tag aus 8 Stunden oder sogar länger arbeiten. Man baut – so blöd es klingt – schon so eine Art Beziehung zu so einer App und deren Entwicklern auf. Man kennt nahezu alle Funktionen, Shortcuts, hat alles nach den eigenen Wünsche angepasst, vielleicht Addons installiert, Snippets angelegt, Sites eingerichtet und was weiß ich nicht noch alles.

Einfach gesagt: Man kann blind mit dem Programm umgehen, es fühlt sich richtig an und die Arbeit damit macht einfach Spaß. Da kann man sich schon mal persönlich angegriffen fühlen, wenn jemand schlecht über eben diese App spricht. Auch wenn das natürlich völliger Quatsch ist.

In meinem Fall habe ich eine solche Beziehung zu Coda aufgebaut. Ich mag die Einfachheit gespickt mit tollen Funktionen wie Sites oder SVN Source Control. Immer wieder entdecke ich kleine Funktionen, die ich noch nicht kannte und die Arbeit vereinfachen. Es ist nicht so aufgeblasen wie Dreamweaver, aber auch auch nicht so eingeschränkt wie Fraise oder Smultron. Es geht sogar soweit, dass ich das Icon gerne im Dock oder im App-Switcher sehe, einfach weil es hübsch ist. Und ganz abgesehen davon fühle ich mich mit den Machern, Panic, irgendwie verbunden. Schon mehrfach habe ich ihnen auf Twitter geschrieben und jedes mal kam sehr zeitnah eine Antwort, die mir geholfen hat. Auch auf Wünsche und Ideen für Coda 2 wurde immer reagiert. Das nenne ich Kundenbindung!

Eine App, die mit Coda in eine Kategorie fällt, ist Espresso. Gerade in Version zwei veröffentlicht, bietet Espresso ähnliche Features. An der einen Ecke mehr, an der anderen etwas weniger. Ich wurde mit Espresso nie so richtig warm, obwohl es eigentlich so ziemlich alles richtig macht. Version 2 sieht jetzt sogar noch besser aus und ist vorallem schneller als Coda 2. Die Geschwindigkeit ist nämich derzeit das größte Problem mit Coda. Es hat mit riesigen CSS-Dateien beim Öffnen manchmal ganz schön zu knapsen.

An Coda 2 wird gearbeitet. Soviel ist sicher. Leider ist noch keinerlei Releasedatum in Sicht. Aber ich hoffe sehr darauf, dass die Jungs von Panic Anfang nächsten Jahres mit der neuen Version um die Ecke kommen und Espresso 2 dann, zumindest für mich, in die Tasche stecken.

Ich habe einige Ideen für Coda 2 und werde die wahrscheinlich in naher Zukunft mal hier niederschreiben. Bis dahin, happy coding!

Vielleicht gebe ich trotz allem Espresso 2 mal für eine Woche die Chance zu zeigen, was es kann… aber pssst.

Ein Gedanke zur Leica M9

Immer wieder taucht an vielen Stellen der Wunsch von Leuten nach einer Leica M9 auf. Das sind dann meistens Leute, wie auch ich, die eine DSLR gewohnt sind und eine Kamera möchten, die unter anderem kleiner, leichter und unauffälliger ist als eine große Vollformat-DSLR.

Ich glaube aber die meisten vergessen, was eine M9 gegenüber fast jeder anderen Kamera auch bedeutet: KEIN Autofokus.
Denkt darüber mal kurz nach und fragt euch dann noch mal ob ihr die Kamera wirklich wollt und ob ihr eure schnelle Autofokus D700, 5D Mk II, etc dagegen eintauschen würdet.

Ich liebe die M9 soweit ich sie lieben kann ohne sie jemals wirklich länger als ne viertel Stunde getestet zu haben.

Wenn alles gut läuft kann ich sie irgendwann/bald eine Weile testen. Ich hoffe mir dadurch heraus zu finden ob die M9 eigentlich wirklich was für mich ist. Kann ich ohne Autofokus leben? Komme ich mit der Rangefinderfokussierung wirklich klar?

So ein Test kann also für mich zwei Enden haben: Entweder ich weiß nachher, dass die Kamera zur Zeit nichts für mich ist und ich kann endlich aufhören danach zu lechzen oder aber die Liebe wird erst so richtig entfacht und ich muss sie um jeden Preis irgendwie bekommen. Tja, das Risiko möchte ich gerne eingehen.

Was der Herbst und QUOTE.fm gemeinsam haben

Gleich werden wahrscheinlich einige von euch mit Unverständnis auf den Bildschirm schauen während die Anderen zustimmend nicken:
Ich freue mich auf den Herbst und auf längere Sicht dann auch auf den Winter. Diese Hitze, die wir diesen Sommer nur wenige Tage hatten, machte mich fertig. Ich habe es noch nie so wirklich gemocht in der Sonne zu braten, aber dieses Jahr fiel es mir besonders auf. Ich bin großer Fan des Frühlings und des Herbstes, aber 30° im Sommer, neeee.
Ich habe kein Problem mit Regen (deswegen wohne ich vielleicht auch in Hamburg) und ich friere lieber etwas als dass ich schwitze. Ich ziehe mir lieber etwas warmes, gemütliches an als dass ich in kurzen Sachen oder gar Flip Flops darum laufe. Für viele vielleicht unvorstellbar, aber das bin ich.
Ich freue mich auf kalte Tage an denen ich gemütlich in der Wohnung sitzend Kaffee oder Tee trinkend ein Buch lesen oder einen Film schauen kann genauso wie ich mich auf Spaziergänge mit der Liebsten im bunten Blätterwald freue bei dem ich die klare, kalte Luft genießen kann.

Aber was hat das denn nun alles mit QUOTE.fm zu tun?
Auf QUOTE.fm freue ich mich mindestens genauso wie auf die kalte Jahreszeit. Ehrlich gesagt freue ich mich darauf sogar noch mehr. Und am Sonntag werden wir aller Vorraussicht nach einen großen Schritt darauf zu tun. Wir starten nämlich mit der geschlossenen Betaphase. Alles ist furchtbar spannend und ich kann es kaum abwarten, endlich mehr als nur dem engsten Freundeskreis zeigen zu können, was Philipp, Marcel und ich gebaut haben. n_n

Vom überholt werden und Prioritäten setzen

Während ich mich jeden Tag 10+ Stunden mit dem Web und der Webentwicklung auseinander setze, ziehen so langsam fotografisch alle an mir vorbei oder vergrößern ihren Vorsprung. So fühlt es sich jedenfalls an. Ich freue mich sehr für Flo, Pablo, Melanie, Felix, Paddy, usw. Sie alle machen große Sprünge vorwärts, definieren was und wo sie hin wollen und gehen ihr Schritte darauf zu. Fotografisch trete ich im Moment auf der Stelle. Ich hatte eine kurze, intensive Streetphase, kaufte die x100 und halte gerade wieder etwas inne, versuche jedoch halbwegs regelmäßig ein, zwei Fotos zu schiessen.

“Mir fehlt die Zeit” ist ein gern gesagter Satz, der natürlich immer nur die halbe Wahrheit ist. Ehrlich muss man ja sagen, zu 50% fehlt mir die Zeit und zu den anderen 50% lege ich die Prioritäten gerade anders. Ob ich das bewusst tue weiß ich gar nicht so genau, mir machen die Sachen großen Spaß und doch schaue ich manchmal wehmütig in die Richtung der Anderen und denke mir, dass ich mich auch gerne in dieser Richtung weiter entwickeln würde. Ich bekomme aber einfach nicht alles unter einen Hut und irgendwann muss man sich ja auch mal ausruhen sonst macht man am Ende gar nix mehr. Deshalb habe ich die Priorität derzeit auf die Webentwicklung und alles was dazu gehört gelegt und ich denke das ist zur Zeit auch der richtige Weg. Insbesondere die Arbeit an QUOTE.fm macht riesigen Spaß und fühlt sich einfach richtig an.

Und doch freue ich mich anfang September nun doch eine Hochzeit zu fotografieren, nachdem ich alle vorigen in diesem Jahr ablehnte. Ich glaube das wird gut. Außerdem ist die Fotografie, wie Melanie schon sagte, ein guter Ausgleich zur Arbeit am Bildschirm.

Und was genau ich mit diesem Eintrag sagen will weiß ich auch nicht. Ich glaube ich muss einfach mal meine Gedanken runter schreiben. Und dafür ist so ein Blog in meinen Augen auch da. Die Dinge aus dem Kopf aufs Papier oder in diesem Fall auf den Bildschirm bringen. Freiraum für neue Gedanken schaffen.

(Achja, pssst, die QUOTE.fm closed beta ist kurz davor zu starten.)

Unhappy With Happiness

James Shelley:

Sheer happiness for happiness’ sake leads to numbness. I can not imagine any other consequence. For once happiness is achieved, what remains? Does not the bubble of the happiness economy eventually burst under the surplus of indulgence?

Unhappy with Happiness. Interessanter Artikel, der zum Nachdenken anregt.

Resume in OS X Lion

Die neue Resume-Funktion von OS X Lion ist im Grunde genommen eine tolle Sache. Wenn man den Mac runter fährt sind nach einem Neustart alle Apps wieder offen und befinden sich in exakt dem Stand, in dem ich sie beim Ausschalten hinterlassen habe.
Seit ich 2006 meinen ersten Mac – einen weißen iMac – gekauft habe, gibt es für mich das klassische Ausschalten nicht mehr. Der Ruhezustand und das schon damals schnelle Aufwachen ist einfach perfekt. Kein langes Hochfahren, kein Beenden von Apps beim Ausschalten. Mit dem iMac war das schon super und mit dem darauf folgenden MacBook Pro, das man einfach nur zu klappen musste, war die Perfektion erreicht.

Worauf ich aber eigentlich hinaus will: Ich starte mein MacBook nur dann neu, wenn ich mal den RAM komplett leeren will und mit einem frischen “System” starten will. Nach einer gewissen Zeit merkt man dann nämlich doch, dass der Rechner seit Tagen oder gar Wochen läuft, vor allem dann wenn man ernsthaft mit dem Gerät 10 Stunden oder mehr am Tag arbeitet.
In diesem Fall will ich also explizit nicht, dass alle Apps und ihre zugehörigen Dateien wieder geöffnet werden.

Das alles war jetzt eine lange Erklärung dafür, dass für mich persönlich die Resume-Funktion überflüssig ist. Resume erreiche ich durch einfaches Schalten in den Ruhezustand.

Oder habe ich ein Detail übersehen?

Ich hasse Sonntage.

Sonntag heißt Abschied.
Sonntag heißt (wieder) alleine sein.
Sonntag heißt Geschäfte sind zu.
Sonntag heißt Wochenende ist vorbei.
Sonntag heißt …

Der Stand der Dinge

Vor ein paar Tagen wäre fast ein Wunder geschehen. Kai hatte bei irgendeinem Kleinanzeigenportal eine gebrauchte M9 für 1860€ gefunden. Wow, dachte ich mir, dass ist DIE Gelegenheit. Zwar würde ich dazu auch noch ein Objektiv brauchen, aber das wäre ein Schnäppchen, wie es sicher so schnell nicht wieder auftaucht. Ich nahm also Kontakt zum Verkäufer auf und die Geschichte nahm ihren Lauf. Er sprach nur englisch, erzählte mir, er wäre erst seit neun Monaten in Deutschland. Später stellte sich heraus, dass er nun doch nicht mehr in Deutschland sei, sondern in Griechenland, seine Frau im Krankenhaus liegt und er Geld braucht. Die Bezahlung sollte über irgendeine seltsame Firma laufen. Okay, das ganze war dann wohl ein Fake und ich enttäuscht. Naja, das wäre aber auch alles zu schön gewesen. Ein Wunder eben.

Ich glaube ich habe mich nach dieser Aktion damit abgefunden, dass ich in naher Zukunft keine M9 besitzen werde und wer weiß, vielleicht ist das ja auch ganz gut. Schliesslich hört es bei dem Body nicht auf und auch die M9 hat Schwächen und spielt ihre Stärken erst mit einem richtig guten Objektiv aus.

Gestern kam dann das von mir lang erwartete Review der Fujifilm x100 von Zack Arias. Und BÄMM, das hat eingeschlagen. Das war das emotionale Review einer Kamera von jemandem, der begeistert ist, dem aber auch die Schwächen bewusst sind, auf das ich gewartet hatte um meinen Kopf davon zu überzeugen, dass das Gefühl, diese Kamera unbedingt selbst testen zu wollen, Sieger ist. Und wie es der Zufall will, hat der Ralf-Jürgen eine gerade mal 3 Wochen alte x100, die er gerne wieder verkaufen möchte, weil sie nichts für ihn ist.

Wir sind zu einem Deal gekommen und ich werde ab dem Wochenende oder spätestens Anfang nächster Woche stolzer Besitzer einer x100 sein. Ja, sie hat Schwächen und ja, ich kenne sie aus den Reviews, ihr müsst sie nicht aufzählen. Ja, es ist keine echte Messucherkamera. Ja, sie hat kein wechselbares Objektiv. Ja, sie ist kein Vollformat.

Mir ist das alles bewusst und ich will sie trotzdem haben. Ich mache derzeit keine Fotografie, für die ich bezahlt werde. Das führt dazu, dass ich meistens keine Lust habe die dicke DSLR mit mir rum zu tragen und die meiste Fotografie derzeit entsteht relativ spontan auf der Straße oder ich verbinde eine Fototour zumindest mit etwas anderem, wie heute morgen.
Die Ricoh habe ich immer dabei und sie ist auch großartig, ich liebe sie, aber sie stößt durch den fehlenden Sucher und den kleinen Sensor einfach an ihre Grenzen. Sie ist super für Schnappschüsse und für das wirklich sehr geheime fotografieren auf der Straße. Aber derzeit ist sie für mich schon fast der Ersatz für meine 5D und das geht einfach nicht.

Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe die x100 gekauft, ich werde sie auf Herz und Nieren testen und für mich feststellen ob sie „meine“ Kamera ist. Das ist der beste und eigentlich auch einzige Weg um das wirklich wissen zu können. Ich wollte sie seit ihrer Ankündigung haben und habe mich durch Reviews immer wieder davon abbringen lassen, aber gemerkt, dass ich nur Ruhe finde, wenn ich sie selbst testen kann. Und sollte sie wirklich nichts für mich sein, wird man sie sehr einfach los, weil sie nach wie vor schwer zu bekommen ist.

Aber ich bin sehr guter Dinge und freue mich die Straßen damit unsicher zu machen und auch wieder etwas ernsthafter zu fotografieren, als ich es mit der Ricoh mache. Ich halte euch auf dem Laufenden. 

(Und wer weiß, vielleicht kann ich mir irgendwann eine M10 leisten. :D)

Meine Streetfotografie

Streetfotografie, was ist das überhaupt für ein Wort. Eingedeutscht. Denglisch. Sind wir doch mal ehrlich, es klingt irgendwie bescheuert. Allerdings hört sich Straßenfotografie auch einfach falsch an und ich stelle mir immer vor wie ich da stehe und die Straße fotografie. Oh, sieh mal, Asphalt, oh darüber, Kopfsteinpflaster. Naja, wäre auch mal ne Serie wert…

Bei mir hat alles irgendwie letztes Jahr angefangen. Ich war irgendwie angetan von Kais Streetbildern, das schwarz/weiß, Menschen, alltäglich und doch irgendwie besonders, wenn man den richtigen Moment festhält und aufmerksam ist. Ich bin schon immer eher der stille, beobachtende Fotograf gewesen und habe nicht gerne eingegriffen. Was allerdings auch damit zu tun hat, dass ich mir unsicher bin wie ich Leute dirigieren sollte, so ehrlich sollte ich sein. Nichts desto trotz, ich mag es im Hintergrund zu sein und echte Momente einzufangen, keine gestellten Szenen zu erarbeiten. Und genau diese Möglichkeit gibt die Streetfotografie. Sie lässt mich anders durch die Straßen und vielleicht sogar durchs Leben gehen. Sie lässt mich auf Details achten und sie lässt mich meine Umwelt mit oder ohne Kamera genauer wahrnehmen.

Nicht zu verachten ist der gewisse Kick bei der ganzen Sache. Irgendwie ist man immer kurz davor entdeckt zu werden. Was, wenn jemand merkt, dass ich ihn/sie fotografiere und was, wenn sie es nicht wollen, mich sogar darauf ansprechen, ich keine Ausrede habe, und und und. Mit der Zeit wird man mutiger und gewöhnt sich an eine gewisse Spannung und fängt an sie auch irgendwie zu mögen. Es macht ja auch einen gewissen Reiz aus.
Ich habe keine Angst „entdeckt“ zu werden, ich tue ja nichts verbotenes. Oder doch?
Nach deutschem Recht, soweit ich da informiert bin und ich erhebe hier keinerlei Anspruch auf Richtigkeit, ist das fotografieren erstmal noch gar nicht so wild (wenn auch vielleicht nicht 100% sauber), aber vor allem das Veröffentlichen der Fotos ohne Einverständnis ist verboten. Da gibt es auch wieder verschiedene Einzelfälle, je nach dem wie sehr jemand zu erkennen ist, etc.

Ich für mich habe entschieden, dass ich niemanden fragen werde ob ich ein Foto machen darf. Es würde einfach den Sinn der Streetfotografie zerstören. Dann wäre es eben genau das gestellte Foto, was ich zu vermeiden suche. Es gibt Projekte, die genau das machen, Leute ansprechen und ein Portrait machen. Dazu gehört viel Mut und es können tolle Bilder entstehen, aber das ist nicht das, wonach ich suche. Ich möchte das Leben einfangen, so wie es ist. Da gehört es auch dazu, dass Menschen mal nicht so vorteilhaft abgebildet werden. Wo wir schon beim nächsten Punkt wären. Man schlug mir vor, die Leute doch zu fragen ob ich das Foto veröffentlichen darf, nachdem ich das Bild gemacht habe. Dann habe ich aber da Problem, dass Leute verneinen würden, wenn sie sich auf dem Bild nicht so gut gefallen, obwohl es in meinen Augen vielleicht ein sehr gutes Foto ist. Ganz davon abgesehen, dass ich nicht die Zeit und Lust habe, Leute ständig anzusprechen und aufzuhalten. Momente sind flüchtig und der nächste Moment wartet auch nicht, bis ich mit einer Person ihr Bild diskutiert habe. Ich mache viele Fotos im vorbei gehen, ich sehe etwas, zücke schnell die Kamera, drücke ab und schon bin ich und auch die andere Person wieder weg.

Ich könnte mich jetzt natürlich zu Hause im stillen Kämmerlein alleine über meine Fotos freuen. Das würde niemanden stören, weil es ja keine Socke mitbekommt.
Aber das will und kann ich nicht. Ich muss Fotos zeigen, so ist es und so bleibt es. Und ich weiß doch, dass ihr sie auch sehen wollt.

Ich weiß nicht recht, wie ich reagieren würde, wenn ich mich auf einer anderen Seite entdecken würde, aber ich glaube ich würde es akzeptieren, weil ich die Beweggründe dahinter kenne. Vielleicht würde ich die Person anschreiben und sagen, hey, ich habe mich auf einem deiner Fotos entdeckt und hatte in dem Moment gar nicht gemerkt, dass jemand ein Foto von mir gemacht hat. Würde dann sicher auch erzählen, dass ich auf Streetfotos mache usw.

Klar ist, die Streetfotografie ist, besonders hier in Deutschland, schwierig. Leute reagieren viel sensibler als in anderen Ländern. Aber man muss sich darauf einstellen und Fotos machen, die möglich sind. Und wie wir alle wissen, können ja auch durch Einschränkung erst recht gute und kreative Fotos entstehen.

In Manhattan, New York, habe ich den Leuten die dicke 5D manchmal direkt ins Gesicht gehalten. Wirklich auffällig. Ich habe provoziert und ausprobiert wie weit ich gehen kann. Niemand hat mich angesprochen, das einzige was ich geerntet habe, waren ein paar böse Blicke. Wirklich perfekt finde ich das aber auch nicht.

So oder so. Jede Stadt, jedes Land verhält sich anders. Die Menschen verhalten sich anders und das ist gut so. Das ist spannend.

Mir ist also bewusst, dass ich mich auf dünnem Eis bewege, auf Messers Schneide stehe, auf dem heißen Vulkan tanze, mit dem Feuer spiele und was nicht noch alles. Aber es ist, was ich will, weil es echt ist.

Ich bin irgendwas dazwischen. Gedanken aus dem Leben.

Ich bin kein Künstler. Kein Kreativer. Kein Designer, aber auch kein Techniker. Kein Programmierer und auch kein typischer Geek oder Nerd. Aber doch von allem etwas.

Ich liebe die Fotografie für ihre künstlerische Seite, aber ich bin gleichzeitig auch begeistert von der Technik, die dahinter steckt. Ich bearbeite gerne Bilder in Lightroom und reize die digitalen Möglichkeiten aus, gleichzeitig mag ich analoge Fotos, die etwas rohes, echtes und natürliches in sich tragen. Fotos selbst zu entwickeln geht mir aber schon wieder zu sehr in die handwerkliche Richtung. Genauso, wie ich mich nicht zu tief mit technischen Details der Fotografie auseinander setzen kann und will. An Testbildern zum Objektivvergleich kann ich nichts finden.
Ich kann jedoch stundenlang über die neusten MacBooks, das neue Mac OS X oder iOS diskutieren.

Ich bin Webentwickler. Das klingt nicht unbedingt nach Kreativität. Eher nach einer logischen, schon fast mathematischen Aufgabe. Aber zugegeben, ich war nie gut in Mathe. Ich bin eher der Sprachen- und Kunsttyp gewesen – und Sport. Und doch fühle ich mir in der Logik einer Seitenbeschreibungssprache sicher und es macht mich verrückt, wenn etwas nicht funktioniert, was logisch ist und die Lösung keinen Sinn ergibt. Das wirkliche Programmieren im Informatikunterricht ging mir aber schon wieder einen Schritt zu weit.

Doch gleichzeitig erkenne ich gutes Webdesign und arbeite gerne in Photoshop, auch wenn das in letzter Zeit etwas in den Hintergrund gerückt ist. Ich sehe mir gerne die Shots auf dribbble an und habe zu allem eine, so denke ich, fundierte Meinung und kann subjektives von objektivem Empfinden unterscheiden und mit ein paar Anläufen auch selbst ansehnliches zusammen pixeln.

Und wie passt meine ehemals sportliche Seite da rein? Keiner von meinen Schulfreunden, die sportlich sehr aktiv waren, waren Nerds im Sinne von Programmieren und exzessiven Internetinteressen. Das waren eher die Leute, die mit Sport nichts am Hut hatten.

Und jetzt sitze ich hier und frage mich, zu welcher Gruppe gehöre ich oder bin ich irgendwo dazwischen? Muss ich mich irgendwann entscheiden oder kann ich meine eigene Gruppe sein?

Kreativer oder Techniker? Webentwickler oder Fotograf? Künstler oder Handwerker?

Was ich eigentlich damit sagen will: Ich habe mich selbst noch nicht gefunden. Und vielleicht ist das sogar gut so, denn so bleibe ich in Bewegung und der Weg ist das Ziel, sagen einige.

Reflektion tut gut und ist wichtig. Es hilft Entscheidungen zu treffen und den Weg etwas im Auge zu behalten. Keine Kreise zu drehen, aber sich trotzdem nicht linear zu bewegen.

Ach, wie ist das Leben doch aufregend.