Im Gespräch mit Besim Mazhiqi

Moin Moin Besim. Wie würdest du dich einer fremden Person in drei Sätzen vorstellen?

Hi, ich bin Besim. (Hier folgt normalerweise ein Frage-Antwort-Spiel, bei dem zuerst noch mal nach dem Namen gefragt wird, ich ihn noch deutlicher als beim ersten Mal ausspreche, dann wieder gefragt wird, ich die schnelle Variante (Bsm) versuche, die aber oft auch nicht klappt, dann wieder nachgefragt wird, ich die Vokale besonders betone, dann wieder gefragt wird… und so weiter. Eigentlich komme ich nie zu einem zweiten Satz, oder sogar zu einem dritten. Deswegen kürze ich die übliche Geschichte hier mal ab)  Ja, ein schwieriger Name. (er zwinkert mit dem Auge)
Ich weiß. (er lacht)

Du bloggst zusammen mit Steffen Göthling auf Lens-Flare.de. Das ist aber nicht dein Vollzeitjob. Womit verdienst du die Brötchen für dich und deine Familie?

Ich blogge mit Steffen, stimmt. Auch wenn das viel Spaß macht, bringt es doch nur lauwarme Brötchen auf den Tisch. Die heißen Brötchen verdiene ich als Fotograf und Journalist. Lange Zeit habe ich mich als freier Mitarbeiter für diverse Redaktionen durchgeschlagen. Irgendwann wurden Magazine auf meine Arbeit aufmerksam, dann namhafte Unternehmen. Inzwischen bin ich fest bei einer Lokalzeitung angestellt. Die Veränderung passte perfekt zu privaten Umstellungen. Ich bin ja Papa geworden, wie du weißt.

Ja, vom Bloggen leben können in Deutschland ja doch eher sehr wenige. Hast du schon von Kind an den Wunsch gehabt Fotograf zu werden und hast du eine Ausbildung oder Studium im Fotobereich gemacht?

Ich habe Sprachwissenschaften und Philosophie studiert, hatte lange Zeit also gar nichts mit der Fotografie am Hut. Dann kam meine Zeit in New York. Das war vor fast genau zehn Jahren. Zwei Monate wollte ich mich im Big Apple rumtreiben. Da durfte ein Fotoapparat nicht fehlen. Meine Tante hatte eine Spiegelreflex, eine von Canon. Welche, weiß ich nicht mehr. Bereits zu Hause deckte ich mich mit Schwarzweiß-Filmen ein. Ilford, quer durch die Bank. Während des zehnstündigen Flugs an die Ostküste studierte ich die Bedienungsanleitung. Als wir landeten, legte ich los. Manhattan hat es mit einfach gemacht: An jeder Ecke sprangen mir Motive vor die Kamera. Und Menschen. Mit einigen von ihnen bin ich noch heute befreundet. Auch wenn sie kein Foto von mir zugeschickt bekamen. Denn: Beim dritten 36er-Film, den ich einlegte, hatte ich das Gefühl, die besten Fotos meines Lebens gemacht zu haben, auch wenn ich davor gerade mal zwei Filme vollgeknipst hatte. Als ich sie in ein Labor brachte, kam der Schock. Da ist nichts drauf, sagte der griechische Entwickler. Noch heute habe ich die Bilder und Menschen im Kopf, die ich damals fotografiert habe. Vielleicht waren es die paar Ouzo, die wir zusammen tranken, als wir über den leeren Film ins Gespräch kamen, die mir die Bilder ins Hirn brannten. Jedenfalls unterhielten wir uns zwei Stunden über Fotografie, NY, griechische Filmstars usw. Das tröstete etwas über die verlorenen Fotos hinweg. Trotzdem: Seitdem ist mir so etwas nicht mehr passiert.

Oh Mann, solche Erlebnisse bleiben in Erinnerung, das kann ich gut glauben. Und NYC ist wirklich ein Traum zum Fotografieren, das kann ich bestätigen.
Wie hast du dann den Sprung aus deinem damaligen Dasein zum freiberuflichen Fotografen geschafft?

Zufall! Wie so oft im Leben war es der Zufall, der mich zum freiberuflichen Fotografen gemacht hat. Durch Hochzeiten waren meine Fotos in der Gegend bekannt, durch Flickr weltweit. Damals, als ich noch regelmäßig Bilder bei Flickr hochgeladen habe, hatte ich jede Woche mindestens ein Foto, das es auf die Frontpage oder unter die beliebtesten Fotos geschafft hat. Man glaubt es nicht: Aber über Flickr habe ich viele nationale sowie internationale Anfragen reinbekommen. Britische und amerikanische Magazine wollten plötzlich meine Fotos drucken, spanische Reisemagazine ebenso, obwohl ich dort nie Fotos gemacht habe. Die Anfragen kamen von überall, später auch von Getty. Das alles blieb auch hier nicht unbemerkt. Eins kam zum anderen und plötzlich – ein bis zwei Beziehungen taten das Ãœbrige – arbeitete ich auch für namhafte Firmen in ganz Deutschland. Der Zufall, wie gesagt. Alles andere lief dann von allein.

Wie sieht mittlerweile ein normaler Arbeitstag bei dir aus, falls es dass überhaupt gibt? Wie viel Prozent deiner Arbeitszeit fotografierst du?

Seitdem ich eine feste Anstellung habe, gibt es tatsächlich einen fast geregelten Arbeitstag. Ich mache momentan nur Sport. Erst gestern sah es so aus, dass ich Ringen, Fußball, Volleyball und Basketball an einem Tag fotografiert habe. Das ist abwechslungsreich und macht sehr viel Spaß. Allerdings fehlt dann auch die Zeit, eine Sportart intensiver zu verfolgen. Sind zwei, drei gute Bilder im Kasten, geht es schon wieder zum nächsten Termin. Fotografie und Schreiben halten sich bei mir in der Waage. Die Hälfte der Zeit fotografiere ich, wofür ich mir auch wirklich Zeit nehme, weil ich eben aus der Sparte in den Beruf gerutscht bin und gewisse Anforderungen an mich selbst habe. Die andere Hälfte setzt sich aus dem Schreiben, dem Layouten der Seite, der Bildbearbeitung und dem Koordinieren neuer Termine zusammen. Nicht, dass mir das weniger Spaß machen würde und ich deswegen alles in die andere Hälfte meiner Arbeit packe. Es ist nur so, dass ich die fotografische Abwechslung ungemein genieße.

Das klingt ja wirklich nach einem recht ausgeglichenen Tag. Ich mag die Mischung aus aktiver Arbeit mit der Kamera und körperlich passiver Arbeit am Schreibtisch. Rein hypothetisch: Ich möchte mich in Richtung Fotojournalismus bewegen und für eine Zeitung/Magazin arbeiten. Was würdest du mir sagen oder raten? Wie geht man das pro aktiv an, wenn man nicht bei Flickr entdeckt wird?

Diese Frage bekomme ich sehr oft gestellt. Ich sage immer: Zeig den Leuten, was du machst. Woher sollen sie wissen, was du kannst, wenn sie nichts von dir sehen. Stell dir also eine kleine Mappe zusammen, geh zu der Zeitung deiner Wahl und zeig’ ihnen deine Arbeit. Das ist natürlich einfach gesagt, aber im Nachhinein habe ich schon oft gehört, dass es so geklappt hat. Das setzt aber auch voraus, dass man vorher mal Stadtfeste und interessante Termine von sich aus besucht und, ganz wichtig, die anderen Motive fotografiert. Denn viele machen nur das 0815-Zeug, das man täglich im Blatt sieht. Ãœber dich und deine Arbeit wird aber erst geredet, wenn du etwas Anderes machst.

Bewegen wir uns mal in die Technikecke.Welches Equipment nutzt du und was mich sehr interessiert, ist es dein privates?

Es ist mein privates Equipment, das ich nutze. Bisher. Ich bin schon gut ausgestattet zum Verlag gekommen. Deswegen brauche ich erst mal kein neues Equipment. Trotzdem gibt es aber so etwas wie einen Ausgleich für die Abnutzung meiner Sachen, die da wären: zwei Kameras (D700 und D7000) samt aller möglichen Objektive, von denen ich ein 17-35er am meisten für die Arbeit benutze. Ein 85er muss bei Porträts ran, ein 70-200er beim Sport. Einen Blitz habe ich natürlich auch immer dabei.

Interessant. Ich weiß, dass du Lightroom zur Verwaltung und Bearbeitung deiner Bilder nutzt. Wie viel Nachbearbeitung steckt in deinen Fotos für die Zeitung, bzw. wie viel darf drin stecken? Nimmst du die digitalen Daten mit nach Hause oder sind die sozusagen Zeitungseigentum?

Bei der Arbeit spielt Lightroom keine Rolle. Da arbeite ich mit Photoshop. Viel Nachbearbeitung steckt dann aber auch nicht in meinen Fotos. Ich versuche, gleich vor Ort alles richtig zu machen. Die Zeit, die bei der Nachbearbeitung draufgehen würde, stecke ich lieber in die Recherche für meine Artikel etc. Viel Nachbearbeitung ist sowieso nicht erlaubt. Ich war erst vor kurzem bei der Agentur dapd in Berlin. Ein Bekannter erzählte, dass sie erst  einen Fotografen gefeuert haben, weil er ein Foto gespiegelt hatte. Das sei nicht groß aufgefallen, weil keine Schrift o.ä. im Bild zu sehen gewesen sei, aber auch so etwas verfälscht die Wirklichkeit. Deswegen geht es nur ein bisschen an die Kontraste und Helligkeit. Mehr wird nicht gemacht, jedenfalls von mir nicht. Und wenn, dann wird es gekennzeichnet. Die Fotos sind sowohl Eigentum des Verlags als auch weiterhin meine Fotos. Jedenfalls ist das in unserem Haus so.

Okay, das klingt für mich auch logisch und nach der besseren Zeitverteilung.
Du hast mit Christoph Schupmann in der Vergangenheit schon mehrmals einen Lightroom Workshop gegeben. Plant ihr da für die Zukunft wieder was?

Wir planen neue Sachen, auch in Zusammenhang mit Lightroom. Momentan ist alles im Umbruch. Viel darf ich noch nicht verraten, aber wir wollen das Shooting an sich anders gestalten und später dann in die gezielte Bearbeitung mit Lightroom gehen. Version 4 verspricht ja einige Veränderungen, auch wenn die mir noch nicht zu weit gehen. 

Noch kurz zu Christoph: Er ist das perfekte Beispiel dafür, wie es über Flickr und Co. zu neuen Bekanntschaften und Möglichkeiten kommen kann. Vor Jahren haben wir uns auf Flickr getroffen und waren uns auf Anhieb sympathisch. Mails wurden hin und her verschickt, Fotos ausgetauscht, wir unterhielten uns über Fotografie… bis irgendwann die Idee im Raum stand, einen Workshop zu veranstalten. Inzwischen ist er ein Freund geworden, den ich nicht mehr missen möchte, sowohl im privaten Bereich als auch in Sachen Fotografie. Das Gute daran: Ich schätze Christophs Hochzeitsfotografie. Die ist um Längen besser als der Kram, der einen sonst so streift. Meinen persönlichen Hochzeitsfotografen habe ich also schon gefunden!

Ich entdecke Flickr für mich ja gerade erst wieder neu und bin gespannt was da noch so passiert. Sie haben ja einige Veränderungen für 2012 angekündigt.
Aber noch mal zu Lightroom. Was würdest du dir denn konkret für Version 4 wünschen?

Ich wusste, dass du diese Frage stellen würdest. Vielleicht komme ich erst mal zu den Dingen, die mir gefallen. Ich finde es gut, dass sie die ACR-Engine weiterentwickelt haben. Nichts, was ich sonst so sehe, schlägt das Entwickeln-Modul. Die Korrekturpinsel sind noch besser geworden. Von der noch weiter entwickelten Rauschreduzierung bin ich begeistert, auch wenn ich die nur selten nutze. Was mir fehlt wirklich fehlt, sind Verbesserungen in Sachen Slideshow. Ich muss immer noch zu Aperture oder iMovie greifen, um da ansprechende Sachen für meine Kunden – seitdem ich ein Kind habe und meine Bilder zeige, werde ich ständig für Baby- und Familienshootings gebucht – zu gestalten. Dass Adobe Video eingebaut hat, ist schön, aber zu rudimentär. Was soll man damit anfangen. Apple gibt uns seit Jahren Ken Burns und Adobe schafft es noch nicht mal, uns Ron Howard zu geben – das habe ich vor kurzem irgendwo gelesen und finde, dass es gut passt. Aber warten wir mal ab, was für Ãœberraschungen die finale Version für uns bereithält.

Du sprichst das Slideshowmodul an und ich werfe noch das Onlinegaleriemodul auf den selben Haufen.
Ich danke Dir für deine Zeit, Besim. Ich fand es sehr interessant einen Einblick in dein (Fotografie-)Leben zu bekommen und ich hoffe wir sehen uns bald mal wieder.
Abschliessend noch eine Frage: Wenn du zurück blickst, was würdest du aus heutiger Sicht deinem gerade mit Fotografie beginnenden Ich mit auf den Weg geben?

Meinem gerade mit der Fotografie beginnenden Ich?
Dem würde ich sagen: Mach es wie früher und nimm die Kamera jeden Tag zur Hand. Du musst ein Junkie sein. Stelle dich den Möglichkeiten, verzweifle an ihnen. Widme deine Zeit den Dingen, an denen du gescheitert bist. Und versuche sie wieder, noch öfter als damals und vielleicht auch noch öfter als heute.

Das hört sich für viele sicherlich weit weg an, es geht aber ums Probieren. Darum, den einen Moment beim Drücken des Auslösers zu finden, in dem alles stimmt. Dahin kommt man nur durch eben jenes Probieren, durch die Erfahrung, die sich daraus ergibt. Das würde ich meinem jungen Ich mit auf dem Weg geben.

Bis hoffentlich bald mal wieder. Danke.

Working Title_ No. 14: Martin Wolf.

Vor ein paar Tagen habe ich Jörn Sieveneck für seinen Blog ein paar interessante Fragen beantwortet. Schaut doch mal vorbei.

Audio-Interview mit Streetfotograf Thomas Leuthard

Heike Kaufhold:

Meine Idee war, Thomas bei seiner ‘Arbeit’ zu begleiten, zu dokumentieren wie er fotografiert, wie sein Umfeld reagiert. Ich fotografiere oft fotografierende Menschen. Aus dem Interview wollte ich von vorneherein mehr eine Erzählung machen. Also meine Fragen rausschneiden und Thomas über die Streetfotografie erzählen lassen.

Leider ist die Slideshow mit den Fotos nicht mehr online, trotzdem gutes Interview. Ich weiß ja immer noch nicht so richtig was ich von Thomas Leuthard halten soll. Die einen lieben was er macht, bzw. wie er fotografiert, die anderen finden es furchtbar. Ich habe sein erstes eBook jetzt fast gelesen und folge ihm auf diversen Kanälen um mir ein besseres Bild machen zu können. Aber wahrscheinlich muss ich ihn einfach mal persönlichen treffen.

Startup-Interview-Reihe: Neun Fragen an QUOTE.fm

t3n.de:

Mit neuen Ideen und viel Engagement haben die Unternehmensgründer auf sich aufmerksam gemacht, die wir in unser neuen Reihe mit Startup-Interviews vorstellen. Für diese Rubrik möchten wir einen Blick auf die Gedankenspiele, Herausforderungen und Motivationen bei der Startup-Gründung werfen. Den Anfang in unserer Fragerunde macht Martin Wolf, Co-Founder & Frontend-Guru von QUOTE.fm.

Habe da mal ein paar Fragen zu QUOTE.fm beantwortet. Dass wir, wie im Einleitungstext geschrieben wurde, ein „soziales Netzwerk für Zitate“ wären, ist natürlich Unsinn.

Jim Rakete im Interview mit art-magazin.de

Jim Rakete:

Am Anfang letzten Jahres habe ich mir einen Zettel auf den Tisch gelegt und nachgedacht: Für wen wäre dieses Bild etwas? Nach einer halben Stunde saß ich noch immer vor einem leeren Zettel. Es gibt nicht mehr so viele Magazine, die sich mit Fotografie befassen. Es gibt immer mehr Magazine, die sich mit den immer gleichen Sehnsüchten nach dem roten Teppich und Glamour befassen. Es gibt wenige Magazine, die sich mit den wirklichen Zeitströmungen auseinandersetzen.

Tolles Interview mit Jim Rakete.
Kennt ihr (noch) echt gute Fotografiemagazine, die sich mit mehr als nur den neusten Kameras oder Trends in der Bildbearbeitung beschäftigen?

Im Gespräch mit Jens Franke über sein „HUNDERT TAGE“-Projekt

Hallo Jens, einige Leser kennen dich vielleicht schon von deinem Projekt “Lebensraum Eilenriede”, das mir auch schon sehr gut gefiel. Aber für alle anderen: Stell dich doch einfach kurz mal vor.

Meine Brötchen verdiene ich als freiberuflicher Senior Interactive Developer, Dozent und Autor. Die Fotografie bewahre ich mir seit knapp 10 Jahren als Hobby, dem ich mal mehr und mal weniger Zeit widmen kann.

Seit gut drei Jahren habe ich meine Kamera aber wieder fast täglich auf den Spaziergängen mit meinem Hund dabei. Das Resultat dieser intensiven Auseinandersetzung mit der Fotografie war im letzten Jahr das Kalenderprojekt “Lebensraum Eilenriede”, wo der Erlös einer Einrichtung im hannoverschen Stadtwald gespendet wurde.

Aus fotografischem Antrieb habe ich ansonsten bis dato Norwegen, Schweden, Island und Österreich zu Fuß, mit Ski und mit Kanu bereist.

Die klassischste aller Fragen darf natürlich nicht fehlen: Wie kamst du auf die Idee für das Projekt “HUNDERT TAGE – zu Fuß durch Deutschland mit Jens Franke”?

Der Ursprung der Idee war, dass ich mir nach 10 Jahren Arbeit einen längeren Urlaub gönnen wollte. Motiviert von einigen Weltenbummlern in meinem Freundeskreis schwebten mir auch erst ferne Länder oder der bekannte hohe Norden vor.

Als Dauer hatte ich initial an zwei oder drei Monate gedacht, aber das klang mir zu gewöhnlich. Da ich in meinem Leben immer probiere alles mit 100% zu machen, stand auf einmal die Zahl 100 im Raum und die fühlte sich sofort richtig an.

Aus den fernen Ländern wurde die Heimat Deutschland. Eine Heimat, von der ich vor allem im süddeutschen Raum wenige der landschaftlichen und kulinarischen Schätze, Geschichte und Brauchtümer kannte. Zudem gab mir Deutschland das Gefühl, dass die Anreise mit Hund deutlich leichter wird, er immer willkommen sein wird und auch seine Verpflegung kein Problem werden würde.

Hundert Tage sind ja recht lange. Wo hast du die Zeit hergenommen und wie finanziert sich so eine Reise?

Es bedurfte einiger Abstimmungen, um bei meinen drei Standbeinen einen Freiraum von 100 Tagen zu schaffen, aber am Ende war den Mut aufzubringen schwieriger als die eigentliche Umsetzung. Die Reise habe ich mir durch fleißiges sparen in den letzten zehn Jahren komplett selbst finanziert.

Wie weit im Vorfeld hast du angefangen zu planen, was gab es besonders zu beachten? Wie ist die Route entstanden und hattest du Hotels/Pensionen schon im Vorfeld gebucht?

Die Idee zu der Reise entstand im Sommer des letzten Jahres. Die Planung nahm zirka 8 Monate in Anspruch, wobei das Wort Planung ein wenig hochgestochen ist. Ich habe viele Dokumentationen über Deutschland (“Die Deutschen” und “Deutschland von oben“) gesehen, ich las klassische Literatur wie die Harzreise von Heinrich Heine, die Sozialstudie “Deutschland umsonst” von Michael Holzach, recherchierte in Bild- und Naturbüchern, wie “Wildes Deutschland” und “Deutschlands unberührte Naturparadiese” von Norbert Rosing, “Der deutsche Wald” von Detlev Arens und “Deutschlands Wälder” von Olaf Scholz und Peter Laufmann.

Die grobe Reiseroute nahm Form an, bestand aber eher noch aus Gebieten und weniger aus definierten Orten und Wegen. Die Detailplanung war Teil der eigentlichen Reise und ich plante immer für ca. eine Woche im voraus. Die anfängliche Naivität, dass man in den Ortschaften sicherlich immer eine Unterkunft finden würde, legte sich schnell. Mit Hund für eine Nacht bist Du nicht gerade die Wunschvorstellung eines Gastes. So probierte ich immer 3-4 Tage im Voraus eine Unterkunft für uns zu finden. Es war eine Mischung aus Berghütten, Pensionen, Hostels und schäbigen Hotels. Ein unglaublicher Einblick in die Welt der Brauntöne, die einen eigenen Pantonefächer verdient hätten.

Ist das Projekt für dich mehr ein Fotografieprojekt, in dem du Deutschland zeigen möchtest, oder ist die Fotografie eher ein Nebenprodukt der eigentlichen Reise?

Am besten lässt sich das Ziel der Reise mit dem norwegischen Begriff “Friluftsliv” zusammenfassen. Mir ging es in erster Linie um die Erholung im Freien. Ohne die Zwänge des Alltags und mit einer ordentlich Portion Ruhe die unbekannten Orte zu Fuß erkunden und zu erleben.

Im Vorfeld wußte ich nicht, ob ich Lust haben werde 100 Tage am Stück jeden Tag so viel Zeit der Fotografie zu widmen. Heute weiß ich, dass die Fotografie und das Schreiben des Reisetagebuchs ein wichtiges Vehikel für die tägliche Motivation und der Antrieb auf mehr als 43000 Höhenmetern und über 1200 Kilometer war.

Die Kombination aus Bild und Text kann ich nur jedem Reisenden empfehlen, weil sie wohl Gegenspieler als auch Verbündete sein können. Ich habe mir vorgenommen selbst auf kurzen Reisen in Zukunft ein Tagebuch in der Art zu führen, weil man so Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke besser ins Gedächtnis rufen kann.

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Ich erkläre das Internet

Max Fraenkel:

Photograph, Blogger, Quote.fm Entwickler: Martin Wolf erklärt das Internet. Martin Wolf ist Fotoblogger. Aber nicht irgendeiner. VisuelleGedanken zählt zu den bekanntesten und qualitativ hochwertigsten deutschen Blogs. Kein Wunder, dass Hersteller wie Canon längst auf den Hamburger aufmerksam geworden sind und ihn zu Präsentationen einladen.

Ich habe Max Fraenkel für zeitjung.de ein paar Fragen beantwortet. Dass mich Canon irgendwo hin eingeladen hat, ist natürlich Unsinn und ich weiß nicht wie er darauf kommt. Ansonsten ist aber ein schönes Interview bei rum gekommen. Danke, Max.

Nicolas Hermann, Incredible India, Part Two

Nicolas Hermann:

As for creating an exhibition, I have met people who are interested and willing to back me up, but, above all, I need to discover new countries, get more experience and test all the possibilities of my camera before showing my work.

Nicolas Hermann war sechs Wochen in Indien unterwegs und hat einige fantastische Street Fotos mit gebracht. Der Leica Blog hat ihn interviewt und zu meiner Ãœberraschung musste ich fest stellen, dass er neben der Fotografie einen ganz normalen Job hat und sich einer Ausstellung noch nicht gewachsen fühlt. Seine Fotos sind großartig und alle mal eine Ausstellung wert. Meine Meinung.

Fotoprojekt „Zitate“ – Im Gespräch mit Simon Baer und Daniel Schmitt

Hallo Simon, hallo Daniel. Stellt euch doch am Besten einfach mal kurz vor. Wer seid ihr, wo kommt ihr her, was macht ihr so in eurem Leben?
Beide sind wir (noch) Schüler der 13. Klasse an einem technischen Gymnasium in unserer Heimatstadt Ludwigsburg. Wo es uns später zwecks Studium hin verschlägt ist allerdings noch völlig offen. Unser größtes Hobby ist natürlich die Fotografie, ihr widmen wir so viel Zeit wie nur möglich – sei das für Fototouren oder für Aufträge, die wir bekommen.

Ihr betreibt zusammen das Fotoprojekt „Zitate“. Erzählt doch mal was es damit auf sich hat, wie lange es schon läuft und wie lange es noch laufen soll.
Generell kann man sagen, dass wir Zitate eigentlich schon immer interessant fanden, da man sie doch meistens auf irgendeinen Teil seines eigenen Lebens beziehen kann und gute Zitate sogar zum (um-) denken anregen können. Wir hatten sowieso Lust auf ein gemeinsames Projekt, also dachten wir uns: „Warum nicht ein Fotoprojekt starten, dass diese Botschaften und Lebensweisheiten auf Fotos transferiert, das Zitat mit einem Foto untermauert?“

Angefangen damit haben wir im Sommer 2010 – kurz vor den Sommerferien hatten wir genug Zeit zu recherchieren und zu fotografieren, es gab Tage an denen wir gleich drei Fotos gemacht haben! Mittlerweile läuft das Fotoprojekt also schon über ein Jahr. Leider hatten wir besonders in den letzten Monaten nicht mehr allzu viel Zeit dafür – die 13. Klasse nimmt einen eben doch sehr in Anspruch.
Eine zeitliche Beschränkung haben wir uns nicht gesetzt – wir machen das ganze solange wir Lust & Ideen haben.

Auf vielen Fotos aus dem Projekt sind Menschen zu sehen. Sind das Freunde von euch oder engagiert ihr Models?
Models haben wir bisher nicht engagiert, sowohl das hübsche Mädchen auf der Wiese als auch der nette Herr in der Dusche sind Freunde von uns. Teilweise sind wir (bzw. Teile von uns) aber auch selbst auf den Fotos zu sehen.

Macht ihr regelmäßig neue Fotos für das Projekt oder geht das eher so nach Lust und Laune?
Anfangs hatten wir uns vorgenommen, mindestens 1x pro Woche ein neues Foto zu veröffentlichen, aber besonders in den letzten Monaten ist das leider absolut nicht möglich. Denn wie schon erwähnt nimmt uns die Schule sehr in Anspruch.

Besonders die Recherche nach guten Zitaten und passenden Umsetzungen braucht verhältnismäßig viel Zeit, die Aufnahme des Fotos ist dabei der kleinste Teil.

Wenn man die Fotos so sieht erinnern sich mich etwas an so Spruchkarten, die es oft in Buchhandlungen zu kaufen gibt. Plant ihr irgendwas kommerzielles? Vielleicht ein Buch?
Anfangs dachten wir daran ehrlich gesagt gar nicht, das Fotoprojekt war mehr „für uns“ gedacht. Es häufte sich aber die positive Kritik von vielerlei Seiten und immer wieder wurde uns die Frage gestellt, ob wir das ganze schon in Postkarten-, Buch- oder Kalenderform verkaufen, leider mussten wir immer verneinen.

Mittlerweile haben wir aber großes Interesse daran, doch ein konkreter Plan fehlt noch.

Habt ihr im Laufe des Projekts etwas gelernt, das ihr bei einem neuen Fotoprojekt anders angehen würdet?
Bei einem neuen Fotoprojekt würden wir uns gleich zu Beginn zwei Fragen stellen „Wie viel Zeit benötige ich dafür“ und „Wie viel Zeit habe ich dafür“. Wir haben das Projekt gestartet, als wir sehr viel Zeit hatten, dass sich das irgendwann auch wieder ändern könnte, hatten wir nicht bedacht. Deshalb konnten wir unser Ziel, 1x pro Woche ein Foto zu veröffentlichen leider nicht einhalten – trotzdem machen wir weiter wann wir können und haben nach wie vor großen Spaß daran!

Vielen Dank für eure Zeit und noch viel Spaß weiterhin mit dem Fotoprojekt „Zitate“.

(Hier findet ihr die Webseiten von Simon und Daniel.)

Everybody Street

Everybody Street ist eine Dokumentation von Cheryl Dunn über Street Photography in New York. Bisher gibt es auf der Website fünf Interviews mit Ricky Powell, Bruce Davidson, Mary Ellen Mark, Bruce Gilden und Joel Meyerowitz zu sehen und steigert damit das „Haben-will“-Gefühl für den kompletten Film. Leider gibt es bisher keinerlei Infos wann/wie man an selbigen kommen kann. Christoph, bei dem ich von „Everybody Street“ erfahren habe, hat Cheryl Dunn schon angeschrieben und hält uns auf dem Laufenden. Bis dahin vertreibt euch doch schon mal die Zeit und lauscht den Interviews dieser hervorragenden Fotografen.

Als kleiner Vorgeschmack hier der Trailer zu Everybody Street: